Ja!
Sie hat viele Jahre Spaß gemacht, hat mich mit netten Menschen
verbunden, hat mich unterhalten und informiert und gehörte zu meiner täglichen
Routine:
die Timeline meines Facebook-Accounts.
Doch jetzt muss ich gehen. Das Fass läuft über. Ich kann nicht Plattformen unterstützen, die von rechten, gewissenlosen Milliardären geführt werden. Denn damit bin ich Unterstützerin rechter Netzwerke.
Klar, es wird weder Zuckerberg noch Musk betrüben, dass eine ostfriesische Oma ihnen den Rücken kehrt. Aber mir wird es guttun, zu wissen, dass ich nicht schon zum Frühstück mit Themen und Werbung zugeballert werde, die mich nicht interessieren. Mir wird es guttun, mich nicht darüber ärgern zu müssen, dass die größten Lügen und die widerlichste Hetze, unwidersprochen in die Köpfe der User einziehen. Mir wird es das Gefühl der Ohnmacht nehmen, wenn es nach Meldung von Fake-News und Gewaltaufrufen wieder einmal heißt: „Das ist für uns OK, wir löschen nicht“. Zumal die genannten Herren keine Lust mehr haben, sich damit zu beschäftigen.
Bild: @ gcs |
Manipulationsfreiheit
„Meinungsfreiheit“ nennen sie es. Es geht aber nicht um Meinungen.
Es geht um die Verbreitung von Hass, Hetze und Gewalt.
Es geht um Lügen und Manipulation.
Es geht um Machtmissbrauch, politische
Einflussnahme und die Zerstörung freier Gesellschaften.
Es geht um genau das
Gegenteil von Meinungsfreiheit.
Wer sind denn die, die sich nicht mehr trauen, ihre Meinung zu sagen? Es sind doch nicht die rechten Schreihälse, die jede gegensätzliche Meinung mit Beleidigungen und Drohungen beantworten. Sie sind es, die Angst und Einschüchterung schüren und Menschen den Mund verbieten wollen. Nein, es sind die Menschen, die auf sozialen Plattformen gesittet ihre Meinungen austauschen wollen, indem sie über Fakten sprechen und diskutieren, ohne andere gleich an die Wand stellen zu wollen. Die sind es, die sich nicht mehr trauen, ihre Meinung zu sagen, aus Angst diffamiert und angegriffen zu werden. Fruchtbarer Austausch von unterschiedlichen Meinungen ist nicht möglich, wo dumpf gegrölt, beleidigt und gedroht wird.
Ich habe über vieles hinweggesehen und erduldet in diesen Beziehungen mit Facebook und Konsorten. Und wie in anderen Beziehungen habe ich mir eingeredet: „das wird schon wieder, ist nur eine Phase, kann ja nicht sein, es war doch mal schön …“
„Gib einem Menschen Macht und du erkennst seinen Charakter“
Ja, es war einmal schön.
Ich habe mit anderen zusammen gelacht und geweint und gegen Hass und Hetze
gekämpft.
Ich habe treudoof meine Daten verschenkt mit denen Musk und Zuckerberg u.a.
ihre Milliarden gescheffelt haben, um sie nun dafür zu nutzen, großen Schaden
in die Welt zu bringen. Durch die Abschaffung von Faktenprüfern bürdet man den Usern das auf, was den Milliardären zu teuer wird: Fakten richtig stellen.
Freie Fahrt für Lug und Trug. Möge die Verwirrung uns verwirren, uns an der
eigenen Wahrnehmung zweifeln lassen. Mögen die Rechten noch rechter werden und
die Reichen noch reicher. Gefördert von Oligarchen, denen alles egal ist, außer
der eigenen Brieftasche. Das Prinzip gab es schon immer, doch die Dimensionen
sind einfach gigantisch mittlerweile.
Zugegeben war es nicht einfach nur naiv von mir. Mir war schon klar, dass diese Plattformen nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit kostenlos waren. Es war eben auch praktisch, viele Informationen frei Haus zu bekommen, sich über viele Jahre mit interessanten Menschen austauschen zu können, die man sonst vermutlich nie getroffen hätte. So sind wir Menschen, wir nehmen einiges in Kauf, wenn es mal schön war. Ist es aber nicht mehr.
Stillschweigen aus Angst vor Feinden?
Die gemütlichen Plattformen sind zu schrecklichen Waffen zur Manipulation von Menschenmassen geworden. Ich wundere mich manchmal, dass Menschen Angst haben, dass der Krieg sich in Europa ausbreiten könnte. Sorry, er ist schon da. Nur noch nicht so blutig, wie in der Ukraine beispielsweise. Hybride Kriegsführung kann Gesellschaften spalten und zerstören. Das ist der Sinn hybrider Kriegsführung. Und wir sind längst Zielscheibe. Unterstützt von ausländischen Bots und Algorithmen, wird das Netz mit Desinformationen geflutet, um Meinungen zu verunsichern und Fakten zu verdrehen. Wie gefährlich das ist, kann man jüngst in Rumänien sehen, wo aus heiterem Himmel plötzlich ein bis dahin unbekannter rechter Politiker zum Staatsoberhaupt gepusht wurde. Gesteuert aus Russland. Ich kann das nicht verhindern, aber ich kann mich davon distanzieren und mit jedem User, der das auch tut, bekommen zweifelhafte Plattformbetreiber weniger Aufmerksamkeit, weniger Geld und weniger Macht. Macht, die wir ihnen gegeben haben. Da helfen keine Katzenfotos.
Wenn einem das klar wird, scrollt man noch eine Weile rauf und runter, guckt sich das an und stellt fest: Jeder einzelne Account, meiner und deiner, ist ein Mosaikstein für die Basis zersetzender Systeme, die sich soziale Medien nennen. Finanziert durch die Nutzung unserer Daten. Asozialer und bigotter geht’s nicht.
Ich ziehe dann mal
weiter …
suche mein Heil auf „Blue Sky“, das ähnlich funktioniert wie ehemals
Twitter. Die Plattform hat zurzeit aus oben genannten Gründen enormen Zulauf
und verzeichnete im November 2024 täglich 250.000 neue User. Mittlerweile sind
es ca. 25 Millionen Accounts.
So schnell kann man zum Flüchtling werden und muss sich neu
orientieren.
Vielleicht sehen wir uns dort wieder.
Ich bin auf Bluesky hier zu finden:
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@ dandelion