… nein,
ich weiß, ihr faxt natürlich nicht mehr, oder?
20,8 % AfD und 28,2 % für CDU/CSU.
Eine CDU, die nicht mehr die von Frau Merkel ist.
Wer wünscht sich in Deutschland Rechtsextremisten und
stark nach rechts gewanderte Politiker?
Nun, es sind viele aus der Generation der Boomer.
Also
nicht alle Boomer …
sind
mit nachfolgendem Text gemeint. Insbesondere
die Omas und Opas gegen Rechts wohl eher nicht. Aber zu viele Wähler
unserer Generation treffen Entscheidungen für junge Menschen, deren
Auswirkungen sie selbst nicht mehr oder nur kurzzeitig betreffen
werden. Nicht, weil es ihnen egal ist, setze ich mal voraus. Aber
vielleicht, weil sie sich erhoffen, dass die wunderbaren satten
letzten 70 Jahre, doch bitte einfach so weitergehen sollen. Kann ich
verstehen. Habe auch gern meine Ruhe und eigentlich keinen Bock mehr
auf große Veränderung. Mensch ist halt bequem, Mensch ist ein
Gewohnheitstier, Mensch fällt es schwer Veränderung zu akzeptieren,
vor allem dann, wenn das, was gar nicht mal so schlecht war,
plötzlich nicht mehr gut funktioniert.
Spontane
Erinnerung
Ich
kannte eine Frau, die hatte einen guten Hausarzt. Der ging irgendwann
in Rente. Die Praxis wurde von einem anderen übernommen, dem die
Patienten nicht sonderlich am Herzen lagen. Ich fragte die Frau, ob
sie sich nicht einen anderen Hausarzt suchen will, weil sie zu Recht
sehr unzufrieden mit der Behandlung war.
„Nein, ich bin ja immer
dahin gegangen und war zufrieden.“
Dieses Gespräch führten wir
jedes Mal, wenn sie von einem Hausarzttermin zurückkam. Nein, sie
wollte dort bleiben, bei dieser Adresse, in diesen vertrauten
Praxisräumen.
Es
dauerte nicht lange, da wechselte der Praxisinhaber wieder. Eine
Ärztin zog ein. Die Frau hoffte, dass sie jetzt wieder gut behandelt
würde. Aber nein, es wurde noch schlimmer, alle Beschwerden wurden
auf ihr Alter abgeschoben. Ihr wurden Antidepressiva verschrieben.
Nach einigen Monaten musste ich den Notarzt anrufen, weil es der Frau
extrem schlecht ging.
Notarzt
kam, ab ins Krankenhaus, Chefarzt runzelte besorgt die Stirn und
meinte, dass sie die Nacht vielleicht nicht überleben würde. Man
schnitt die Frau auf, vom Brustbein bis zum Schambein. Das Ergebnis:
Gerissene Gallenblase, die ihren Inhalt in den gesamten Bauchraum
ergossen hatte. Neun Wochen kämpfte die Frau um ihr Überleben und
verlor den Kampf.
Was
hat diese Geschichte mit Wahlen zu tun?
Nun,
die Frau hatte die Wahl. Sie hätte sich einen neuen Arzt suchen
können.
An dem Beispiel kann man sehen,
dass es schwierig ist, ältere Menschen davon zu überzeugen, dass
Dinge, die einmal gut waren, sich verändern können: Gleiche Adresse
des Hausarztes, aber anderer Inhalt. Was einmal gut war, bleibt nicht
immer gut, auch dann nicht, wenn die Verpackung dieselbe ist.
Fast 50 % der Wahlberechtigten sind in einem Alter über 60 Jahre. Das ist
fast die Hälfte und zweifellos nicht egal. Denn diese 50 % haben
einen entscheidenden Anteil daran, wie Politik und Gesellschaft sich zukünftig
gestalten.
Diejenigen,
die vielleicht noch zehn bis zwanzig Jahre hier leben, entscheiden
für diejenigen, die noch nicht geboren sind und für diejenigen, die
mit den Folgen dieser Entscheidungen noch 70 oder 80 Jahre leben
müssen. Sie fällen ihre Entscheidung aus langer Lebenserfahrung
heraus. Einer Erfahrung, die einmal gut für sie war: Sie hatten
sichere Arbeitsplätze, konnten Familien ernähren, ein Häuschen
bauen und ihren Kindern eine gute Ausbildung finanzieren. Fachärzte
gaben schnell Termine, Schulen waren sauber, der öffentliche
Nahverkehr war ausreichend ausgebaut, die Straßen und Brücken in
Ordnung, das Geld reichte für Urlaub und Extras, Studenten fanden
bezahlbare WGs – und die Rente war sicher. Gelebt, geliebt,
geheiratet und gearbeitet wurde wohnortnah und in der Regel brauchte
es auch nur einen Ernährer.
Ist
es noch so wie damals?
Haben
die jungen Menschen heute die gleichen Möglichkeiten? Wählen sie
einen Beruf, den sie für den Rest ihres Lebens ausführen können,
mit einem Gehalt, dass ein gutes Familienleben ermöglicht? Können
sie eine bezahlbare Wohnung mieten, ihre Kinder beim Start ins Leben
unterstützen und auf eine auskömmliche Rente hoffen?
Nein,
das alles ist nicht mehr so. In jungen Familien müssen oft beide
Partner arbeiten, um gestiegene Lebenshaltungskosten bezahlen zu
können. Viele schrecken auch davor zurück eine Familie zu planen,
weil es keine Sicherheit mehr gibt, ob man diese auf Dauer überhaupt
finanzieren kann. Hinzu kommt: Junge Menschen haben heute eine ganz
andere Vorstellung vom Leben. Dank Internet sind sie weltweit
vernetzt, ihr Horizont reicht weit über Familie und Nachbarschaft
hinaus. Sie denken global – weil sie mit der Normalität
aufgewachsen sind, dass jeder Mensch weltweit mit jedem in Kontakt
treten kann. Ihre Probleme unterscheiden sich grundlegend von denen
früherer Generationen.
Sie
sehen die weltweite Bedrohung des Klimawandels als existenzielle
Bedrohung für uns Menschen, für den sie sich Lösungen einfallen
lassen müssen. Komplett neue Lösungen, weil auch das Problem neu
ist. Es gibt keinen Erfahrungswert, auf den man in dieser Sache
zurückgreifen kann.
Sie werden von Aggressoren wie Putin bedroht,
der schon jetzt einen hybriden Krieg gegen den gesamten Westen führt.
Und jetzt auch noch durch den Verrat der neuen autokratischen US-Regierung an das
gesamte Europa, das sich zudem nicht einig ist. Europa droht der
Zusammenbruch, weil es auf diese Szenarien nicht vorbereitet ist.
Weggeschaut hat. Das gute alte System hat die aufkeimenden Probleme
ausgeblendet. Was für ein Alptraum!
Es
geht um die Zukunft –
nicht um die Vergangenheit
Es
geht nicht mehr um gendern oder nicht, um Weißwurst oder Brokkoli.
Es geht um Krieg oder Frieden, um die Zukunft, nicht um die
Vergangenheit. Und es geht um alle, die Jungen und die Alten und die,
die noch kommen werden. Wir wissen, wohin Faschismus führt. Und wer
es nicht weiß, schaut in die USA, da sind wir alle live dabei. Und einmal Fuß gefasst, geht alles sehr schnell, weil die Pläne längst in der Schublade liegen.
Auch die nächste Pandemie wird unser aller Leben noch
einmal schlimmer treffen, wenn wir nicht jetzt alles tun, um unsere
Demokratie zu erhalten. Rechte Parteien verschicken keine Masken,
bieten keine Impfung an. Die Freiheit, von der sie reden, ist
Schutzlosigkeit und Gleichgültigkeit.
Europa
ist bedroht von politischen Führern, denen das Geld aus jeder Pore
quillt. Unser Geld! Nichts werden die Bürger davon je wiedersehen.
Die rechten faschistischen „Politiker“ raffen immer noch mehr
zusammen, bis der Staat zusammenbricht. Dann sind sie weg und
hinterlassen ein Schlachtfeld von Elend und Zerstörung. Deshalb ist
es von unermesslicher Wichtigkeit, dass wir alle diese Entwicklung
stoppen. Jeder einzelne nach seinen Möglichkeiten. Keinen Millimeter
nach rechts bedeutet auch: keinen Handschlag mit rechter Gesinnung!
Keinen einzigen.
Die
Probleme der Zukunft
müssen die jungen Menschen lösen
Das
geht nicht mit alten Einstellungen und Vorstellungen. Das geht nicht
mit Basta und "Rambo-Zambo". Es gilt jetzt die
eigene Unabhängigkeit zu entwickeln, neue kreative Ideen und
Möglichkeiten suchen. Wohin blauäugige Abhängigkeiten führen,
haben wir alle gesehen, als Russland uns das Gas abgedreht hat. Allen
Warnungen zum Trotze, hat die CDU geführte Regierung Deutschland in
diese Abhängigkeit geführt.
Was
junge Menschen am allermeisten brauchen in dieser Phase, ist die
Unterstützung von der älteren Generation. Die muss sich klarmachen, dass nichts, aber gar nichts mehr so ist, wie es einmal war.
Noch nie musste eine Generation sich gleichzeitig mit Krieg,
weltweiter Klimakatastrophe, Pandemien und mehreren kriegslüsternen
Gestalten von außen und innen beschäftigen. Das sind riesige
Aufgaben, die man nicht dadurch bewältigt, dass man Brot von gestern
aus dem Schrank holt, obwohl es längst verschimmelt ist. Das geht
nicht mit Antworten auf Fragen von gestern.
Liebe
Boomer
wir wollen, dass unsere Kinder und Enkel ein gutes Leben in Frieden führen
können. Dann überdenkt eure Wahlentscheidungen für die Zukunft
noch einmal gründlich. Die nächste Wahl in vier Jahren wird
wahrscheinlich die letzte sein, um die endgültige Katastrophe zu
verhindern. Fragt euch nicht, was ihr
noch
braucht, der Drops ist doch gelutscht. Fragt euch, was eure Kinder
brauchen. Und viel besser noch: Fragt sie direkt. Nach ihren Ängsten,
nach ihren Wünschen und auch nach ihren denkbaren Lösungen für die
Zukunft. Hört ihnen zu und dann unterstützt sie, in dem ihr
Parteien wählt, die ihnen helfen, die immensen Aufgaben der Zukunft
zu bewältigen. Lasst sie nicht allein damit!
Wir
Boomer hatten Frieden, wir hatten Wohlstand. Was für ein Privileg!
Ich möchte mich nicht ins Grab verabschieden, mit dem Wissen, dass
meine Nachkommen kein gutes Leben mehr haben werden, weil wir nicht
sehen wollten, dass die beste aller Zeiten zu Ende gehen könnte.
Glaubt
bitte nicht, dass Millionäre und Milliardäre, wie Merz, Trump,
Musk, Putin sich für unsere Probleme einsetzen werden. Es wird schwer werden in den nächsten Jahren und wer uns
etwas anderes verspricht, der versucht uns zu täuschen. Politik braucht wieder ein ehrliches
Gesicht.
Und
was, wenn die Jungen sich irren?
Dann ist das so. Auch wir und unsere Vorfahren haben im Leben falsche
Entscheidungen getroffen. Schreckliche Entscheidungen mit
schrecklichen Folgen. Das darf nie wieder passieren. Und das ist nicht das, was junge Menschen brauchen.
Ich bin mir
sicher, dass gerade die jetzige junge Generation erkannt hat, was auf
sie zukommt. Global vernetzt, gut informiert und kritisch. Die
kommenden vier Jahre sind Zeit, in sich zu gehen. Hingucken, hinhören,
miteinander reden, verstehen lernen, neu sortieren und das Beste für
die jungen Menschen in ihrem Sinne entscheiden.
Nicht
für uns. Für sie.
@ dandelion